
Mehrnoush und Mehrdad Zaeri waren in der Schule.
Mehrnoush ist 47 Jahre alt. Mehrdad ist 51 Jahre alt.
Sie sind Geschwister und vor vielen Jahren aus dem Iran geflüchtet.
Mehrnoush ist Schriftstellerin und schreibt Bücher.
Mehrdad ist Künstler. Bei ihm entstehen aus Kritzeleien schöne Bilder.
Mehrnoushs berühmtesten Bücher heißen: „Das Mondmädchen“ und
„33 Bögen und ein Teehaus“.
Mehrdad hatte eine Extraregel: Er durfte zwischendurch im Unterricht zeichnen, weil er schon als Schüler sehr gut zeichnen konnte.
Emily (Klasse 3b)
„Worte und Bilder“
Eine Erzählstunde mit Mehrnoush und Mehrdad Zaeri-Esfahani
Am Montagvormittag nach den Herbstferien betreten die Kinder ihre Turnhalle leise und erwartungsvoll, dann nehmen alle auf dem Boden Platz. Sie freuen sich auf die Erzählstunde von dem Geschwisterpaar, der Autorin und dem Zeichner Mehrnoush und Mehrdad Zaeri-Esfahani.
Die beiden haben Kindern und Erwachsenen viel zu erzählen, über ihre Berufe als Autorin und Zeichner, die wunderbare Verknüpfung und Zusammenarbeit beider Berufe sowie über ihre Verbindung als Geschwister durch ihre besondere Fluchtgeschichte aus ihrer Kindheit. Möglicherweise sind ähnliche Erfahrungen auch einigen Kindern an unserer Schule nicht fremd.
Mernoush geht zunächst ganz pragmatisch vor als sie über ihren Berufe spricht: „Ich erzähle und Mehrdad zeichnet“ und dann erläutert sie den besonderen Zauber ihrer Berufe: „Worte bewirken Bilder im Kopf und Bilder, wie Mehrdad sie zeichnet, können uns Geschichten erzählen.“ Mehrdad bittet sie um ein konkretes Beispiel:
„Das Herz rutscht hoch, springt aus mir heraus und fällt mir vor die Füße“, sagt sie, „könnt ihr euch vorstellen, welches Gefühl ich meine?“ Die Finger schnellen in die Höhe und die Antwort folgt prompt: „Ja klar, Freude!“
Mernoush erzählt sehr behutsam und kindgerecht ihre persönliche Fluchtgeschichte.
Die beiden Geschwister sind im Jahr 1985 im Alter von zehn und 14 Jahren
zusammen mit ihren Eltern aus dem Iran heimlich geflohen. „Mehrdad hat sich bewusst entschieden, das Land zu verlassen, weil er nicht mit 14 Jahren als Soldat in den Krieg geschickt werden wollte “ erzählt sie. Dass sie nach Deutschland kamen war rein zufällig, betont Mernoush. Sie berichtet auch von ihrer Strategie mit Angst und Unsicherheit umzugehen. Dabei erzählt Mernoush von ihrer imaginären Freundin, einer „Fee“, die sie lange Zeit durch schwierige Zeiten begleitet hat. Auf ihre Nachfrage hin, kennen oder haben fast zwei Drittel der Kinder auch einen solchen imaginären Freund. Ihre Geschichten schreibt sie jetzt erst als Erwachsene auf, „denn es hat lange gedauert bis ich die Sprache so richtig beherrschte“, erläutert
Mernoush. In ihrem neuen Buch: „Wer tanzt schon gern allein?“ drehen sich alle Geschichten um das große Thema „Freundschaft“.
Und ihr Bruder Mehrdad berichtet: “Ich muss immer alle meine Gedanken zeichnen. „Die Geschichten von Mernoush haben mich so berührt, dass ich unbedingt dazu zeichnen musste“, und er gewährt den Kindern einen Einblick in sein Skizzenbuch.
Sie können kaum glauben, dass die Zeichnung “selbstgemacht“ ist. „Das ist doch gedruckt! “, raunt es durch die Turnhalle und eine leicht frustrierte Stimmung scheint sich auszubreiten. An dieser Stelle holt Mehrdad die Kinder ab und ermuntert sie: „Ich finde, wir sollten Zufälle nutzen, Fehler zulassen und nicht alles immer nur perfekt machen wollen.“ Am Flipchart entwirft er eine Zufallszeichnung. Anschließend dürfen die Kinder deuten und erzählen, was Sie sehen. Nach und nach entwickelt Mehrdad
die Zeichnung weiter und erzählt die Geschichte von dem Vogel Melin und der Freundschaft zu seinem Retter und Freund Max, der KatzeToulouse und noch vielen anderen Tieren.
Zurück im Klassenzimmer ruft ein Junge: „Ich muss jetzt unbedingt gleich etwas zeichnen“, alle Kinder versuchen es sofort mit einer solchen Zufallszeichnung, „und dann schreiben wir noch eine Geschichte.“
U. Winnewisser

Dieses Bild ist in der 2. Erzählstunde mit den 3. und 4. Klassen entstanden. Aus zufälligen, „blindgemalten“ Linien ist ein Bild mit Menschen und Engeln entstanden. Der Mann im Vordergrund verschenkt gefallene Engel an die Menschen in der Schlange hinter ihm, weil diese Glück bringen. Alle möchten einen Engel haben. Weil der Verschenker und Engelsammler die Engel auch sehr gerne hat, ist er zwar froh, anderen Menschen Freude zu schenken, gleichzeitig ist er auch traurig, dass er sie hergibt.
Auch die RNZ hat über die Erzählstunde geschrieben:

